Die alte Kohlegrube Öhrenkammer bei Ruhla

Die Grube Öhrenkammer ist die zweitälteste erwähnte Steinkohlengrube im Thüringer Wald. Es existiert ein Antrag auf Abbaugenehmigung aus dem Jahr 1613. Einige Jahre später wird die Grube als "Grube an der Ehernen Kammer" erwähnt. Es gibt nur eine ältere Erwähnung des Kohlebergbaus im Thüringer Wald, die sich auf ein Bergwerk in Kleinschmalkalden (ebenfalls im Geopark) aus dem Jahr 1585 bezieht. In diesem Fall ist jedoch nicht genau bekannt, welche Grube exakt gemeint ist (Frauengraben oder Alltal).

Das geringmächtige Kohleflöz erlaubte hier nie einen rentablen Abbau. Nur in Zeiten der Not und Knappheit scheint der Kohleabbau eine ernsthafte Option gewesen zu sein. Die letzte Förderperiode in der Öhrenkammer begann 1946, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. In mehr als einem Jahr konnten nur 15 Tonnen Kohle aus der Grube gewonnen werden, indem mehr als 1000 Kubikmeter Gestein abgetragen wurden - ein katastrophales Ergebnis! Im Frühjahr 1947 wurde die Grube wieder geschlossen (MEINHOLD 1951, 1980). Immerhin half die Kohle im harten Winter 1946/47 das Krankenhaus in Ruhla zu beheizen.

An der Öhrenkammer sind die ältesten Sedimente des Thüringer Waldgebirgsbeckens aufgeschlossen. Sie bilden die Basis der "Georgenthal-Formation" und sind spätkarbonischen Alters (Stephanian C, Gzhelian). Das absolute Alter wird auf ca. 302 Millionen Jahre geschätzt. Diese Sedimente liegen auf dem überprägten (metamorphen) Grundgebirge (Glimmerschiefer der Ruhla-Gruppe). Ihre graue Farbe und die kleinen Kohleflöze zeugen von einem feuchtwarmen Klima mit kleinen Kohlesümpfen.

Der Fundort Öhrenkammer ist von weltweiter geowissenschaftlicher Bedeutung, da er einer der ganz wenigen Fundorte ist, aus denen die von E.F. VON SCHLOTHEIM (1804, 1820) beschriebenen fossilen Pflanzen stammen. Zusammen mit Orten wie Manebach und Frauengraben kann Kleinschmalkalden im Thüringer Wald als "Geburtsort der Paläobotanik" bezeichnet werden.

Es ist die sogenannte Typuslokalität einiger spätkarbonischer Leitfossilien wie Sphenophyllum verticilatum (SCHL.) ZEILLER und Callipteridium pteridium SCHL. ex ZEILLER. Sie gehören zu den ersten fossilen Pflanzen, die wissenschaftlich benannt wurden. Trotz des historisch falschen und fragwürdigen Paragraphen 13.1.(f) des Internationalen Codes der Botanischen Nomenklatur (ICBN), der den Ausgangspunkt nach der Veröffentlichung der "Petrefactenkunde" (SCHLOTHEIM 1820) setzt, sind die von SCHLOTHEIM gegebenen Artnamen immer noch gültig!

Der Fundort hat seit 200 Jahren eine wichtige Rolle in vielen paläobotanischen Studien gespielt (POTONIÉ 1893, GOTHAN 1927, REMY & REMY 1968, WENDEL 1980, BARTHEL 2003).

Das alte Bergwerk Öhrenkammer ist zudem ein archäologisches Denkmal. Es ist in zwei GeoRouten, in die GeoRoute 9 "Wanderung über die tropische Ruhlaer Insel" und in die GeoRoute 11 "Thüringer Rohstoffpfad" integriert. Die Anlage wird auf zwei Informationstafeln erläutert, im Gelände ist das Bergwerk heute jedoch nicht mehr sichtbar.